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Wer war Carl Rogers? Personenzentrierte Gesprächstherapie nach Carl Rogers

Wer war Carl Rogers?

Gespraechstherapie nach Carl RogersCarl Ramson Rogers wurde 1902 als viertes von sechs Kindern in eine wohlhabende Familie in Oak Park, Illinois, geboren. Sein Vater war ein angesehener Bauunternehmer. Seine Mutter war stark geprägt von den puritanisch-protestantischen Moralvorstellungen des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Diese Vorstellungen verlangten von den Menschen ein Leben ohne Sünde, was allerdings nach der vorherrschenden christlichen Ethik während der Lebenszeit gar nicht möglich war. Rogers litt schon in jungen Jahren unter diesem Konflikt und flüchtete sich in die Gedankenwelt von Büchern. Als junger Mann trat er in den Christlichen Verein junger Männer ein (YMCA). Als Delegierter des Vereins, führte ihn eine Reise für sechs Monate in das vorkommunistische China. Während dieser Zeit beschäftige sich der nun 20-jährige intensiv mit den fernöstlichen Philosophien und Kulturen. Das Studium der östlichen Philosophien veränderte seinen Charakter und seine Weltanschauung nachhaltig. Er öffnete sich mehr, wurde kontaktfreudiger und begann sich vor allem von den puritanischen Moralvorstellungen des Elternhauses zu lösen.
Rogers macht 1928 seinen Abschluss am Teachers College der Columbia University in Klinischer Psychologie und Pädagogik.

1928 erhält er eine Festanstellung in einer Erziehungsberatungsstelle in Rochester. Hier sammelt er erste intensive Erfahrungen in der Arbeit als Therapeut und Berater. 1940 übernimmt Rogers eine Professur an der psychologischen Fakultät in Ohio.

Die Entwicklung der klientenzentrierten Psychotherapie

In den darauffolgenden Jahren entwickelt Rogers aufgrund seiner jahrelangen Erfahrung als Therapeut in mehreren Phasen das Konzept einer klientenzentrierten Psychotherapie. Klient und Therapeut sitzen sich dabei gegenüber. Besonders wichtig war Rogers dabei die Bedeutung einer einfühlsamen Haltung, die von Empathie, Wärme, Respekt und Ehrlichkeit getragen ist. Diese Haltung hielt Rogers für den Heilungsprozess für ganz wesentlich. Die Wirksamkeit einer einfühlenden und respektvollen Haltung auf den Heilungsprozess des Klienten konnte in späteren Jahren in zahlreichen Studien und Tests empirisch nachgewiesen werden. Damit war Rogers einer der Ersten, der eine Öffnung der Psychotherapie für eine empirische Überprüfbarkeit bewirkte. Später überträgt Rogers sein Konzept einer respektvollen und empathischen Haltung auf Gruppenprozesse. Damit ist er einer der Vorreiter der Encounter-Bewegung (Encounter=Begegnung) in den USA und Europa. Bei dieser Begegnung mit anderen Gruppenmitgliedern geht es um eine Freilegung und Befreiung jahrelang angestauter Gefühle und deren Ausdruck gegenüber den anderen.

In den folgenden Jahren macht Rogers in Vorträgen und Workshops seinen klientenzentrierten psychotherapeutischen Ansatz weit über die Grenzen der USA hinaus bekannt. Auch in der akademischen Welt und unter Kollegen erhält seine empathische und respektvolle Haltung gegenüber dem Klienten zunehmend Anerkennung und Zuspruch. 1987 wird Rogers für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen. Am selben Tag erleidet er in seinem Haus in Kalifornien einen Unfall, an dessen Folgen er zwei Wochen später verstirbt.

Ideen und Grundlagen der Gesprächstherapie nach Rogers
Rogers stellt seinen Klienten auf eine Stufe mit dem Therapeuten. Für ihn ist der Klient auch kein Patient, sondern ein Auftraggeber. Menschen, die wegen psychischer Probleme einen Therapeuten konsultieren, sieht Rogers nicht als krank, behandlungsbedürftig oder gar als dem Therapeuten unterlegen an. Für ihn ist jeder Mensch unterwegs zur eigenen Selbstverwirklichung, ein Experte seines eigenen Lebens und Selbst. Wenn auf diesen Weg etwas klemmt oder behindert, wird es laut Rogers nötig, einen Therapeuten aufzusuchen. Als Unterstützer und Hinweisgeber, nicht als hierarchisch überlegener Therapeut.

Den Begriff des Selbst hat Rogers aus seinen intensiven Studien der östlichen und westlichen Philosophie übernommen. Hier insbesondere aus der Existenzphilosophie des Dänen Sören Kierkegaard, einem der Urväter der Existenzphilosophie des 19. Jahrhunderts. Hierbei geht es um die Aufgabe eines jeden Menschen, durch die Entscheidung für einen Lebensentwurf er selbst zu werden. Später bezogen sich weitere Existenzphilosophen wie Heidegger, Sartre und Buber auf die Ideen von Kierkegaard. Aus den Ideen dieser Denker entwickelte Rogers seinen Ansatz einer klientenzentrierten Gesprächstherapie, die von Annahme, Authentizität und Respekt geprägt ist.
Die Aufgabe des Therapeuten soll es sein, den Klienten zu achten und anzunehmen, ihm aber auch nicht mit aufgesetzter Freundlichkeit zu begegnen. Der Therapeut soll genauso echt bleiben, was bedeutet, dass er ebenfalls Gefühle zeigen darf. Rogers setzt ganz auf die Selbstentfaltungskräfte des Klienten. Im Mittelpunkt seiner Gesprächstherapie steht das nichtdirektive Vorgehen, was bedeutet, dass der Therapeut nicht vorgibt, wie sich der Klient zu entwickeln habe. Vielmehr soll der Therapeut den Klienten genau beobachten und vor allem sehr exakt zuhören, sich mit eigenen Äußerungen zurückhalten. Dadurch soll für den Klienten eine Umgebung geschaffen werden, in der er seine ureigenen Bedürfnisse und Wünsche entdecken und Wege zu ihrer Befriedigung finden kann. Mit diesem neuen, auf den Klienten zentrierten Ansatz, unterscheidet sich Rogers von den zu seiner Zeit gängigen Therapiekonzepte aus der Psychoanalyse und der Verhaltenstherapie.

Im zweiten Teil unseres Rogers Beitrages betrachten wir die Kommunikations-Regeln und -Techniken der klientenzentrierten Psychotherapie. Jetzt weiterlesen

 

Bildquelle: Wikipedia

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