Kommunikationstechniken in der Gesprächstherapie nach Carl Rogers
Im ersten Teil unseres Rogers Beitrages haben wir Carl Rogers und die Idee seiner klientenzentrierten Gesprächstherapie kennengelernt. Schauen wir uns nun die Kommunikationstechniken hinter diesem Konzept etwas genauer an.
Kommunikation zwischen Therapeut und Klient
Resultierend aus dem nichtdirektiven Vorgehen in einer Therapiesitzung, hat Rogers einige Regeln für die Kommunikation zwischen Therapeut und Klient aufgestellt:
- Der Klient wird dazu angehalten, dem Therapeuten wichtige emotionale Erlebnisse und Botschaften in der Ich-Form auszudrücken.
- Der Klient soll sich verstanden und aufgehoben fühlen. Durch aktiv vermittelte Empathie für seine Erzählungen und Handlungen, wird er zu seinen Gedanken und Emotionen geführt.
- Dem Klienten soll aufrichtige, emotionale und bedingungslose Akzeptanz entgegengebracht werden, um eine mögliche Beeinflussung zu vermeiden. Der Klient soll zu jeder Zeit er selbst sein zu dürfen, auch wenn er sich gefühlsmäßig entfernt oder gar unangebrachtes Verhalten zeigt. Der Klient kann jedoch mit Widersprüchen und Gegensätzen in seinem Wertesystem sowie in seiner Sichtweise konfrontiert werden.
- Der Therapeut ist dazu angehalten Echtheit, Kongruenz und Transparenz zu vermitteln.
Der Therapeut hat schon in einem gewissen Rahmen die Möglichkeit des Eingreifens und Intervenierens. Wiederum aber nicht in Form von eigenen Deutungen und Erklärungen, sondern so, dass vor allem die (blockierten) Gefühle des Klienten verbal und non-verbal ausgedrückt werden können (Stimulation der Selbst-Exploration). Für Rogers geht es darum, dass der Klient durch die Äußerungen des Therapeuten die eigenen Empfindungen besser wahrnehmen und deuten kann.
Dazu gibt es diverse Techniken, die der Therapeut anwenden kann.
- Intensiv Zuhören
Beim präzisen, einfühlenden Zuhören ist es nötig, dass der Therapeut wirklich hört, was der Klient sagt. Es ist ein ganz besonderes Zuhören, mit höchster Konzentration (wie Sherlock Holmes auf der Suche nach dem inneren Schatz). Eigene Gedanken, Erlebnisse, Gefühle stellt der Therapeut dabei, so gut er kann, zurück. Im Idealfall ist sein Bewusstsein völlig erfüllt von dem, was er von seinem Klienten wahrnimmt. - Verdeutlichen/Konkretisieren
Wenn eine Aussage undeutlich oder vage ist, fragt der Therapeut nach, damit er diese tiefer verstehen und sich besser einfühlen kann („wie Detektiv Sherlock Holmes“). - Pacen/Angleichen
Durch angleichen halten Menschen Kontakt auf der unbewussten Ebene oder sie verneinen das Gegenüber auf der unbewussten Ebene. Durch das Pacen (Angleichen) akzeptierst und begleitest du deinen Partner, du begibst dich dorthin, wo er sich aufhält. Das Angleichen kann mit Worten geschehen oder beschreiben was der Körper macht. Z.B. du atmest gerade, du setzt dich gerade, du liest gerade diese Worte, …
Beobachtbares Verhalten lässt sich pacen
– Einatmen – Ausatmen
– Bewegungen des Körpers
– Körperhaltung
– Schweigen - Parafrasieren
Parafrasieren/verbalisieren: Die Worte des Klienten in eigenen Worten zusammenfassen und wichtige Wörter des Klienten wiederholen, Inhalt der Botschaft umformulieren. Verbalisierung der emotionalen Erlebnisinhalte.
Der Psychotherapeut versetzt sich so gut wie möglich in die Lage seines Gegenübers, um dessen Erlebniswelt zu verstehen und nach zu erleben. Die Gefühle „zwischen den Zeilen der Botschaft“ werden erspürt und an Hand der Verbalisierung der emotionalen Erlebnisinhalte mitgeteilt. Der Therapeut deutet auf die Reflektion seiner inneren Gefühle hin.
Ziel des Therapieprozesses
Im Humanismus und der weiter oben erwähnten Existenzphilosophie heißt die Auseinandersetzung mit dem eigenen Selbst und den eigenen Emotionen Selbstwerdung. Im psychologischen Kontext heißt dieser Prozess Kongruenz oder Deckungsgleichheit. Rogers war tief davon überzeugt, dass in jedem Mensch ein tiefsitzender Drang vorhanden ist, zu wachsen, kongruent zu werden und das eigene Selbst (Lebenskonzept) zu verwirklichen. Der klientenzentrierten Gesprächstherapie liegt die Überzeugung zugrunde, dass der Mensch über ein ihm internes Potential zur Selbstverwirklichung („Selbstaktualisierungstendenz“) verfügt. Genau an dieses Potential soll der Klient in der Therapie anknüpfen. Die empathische, wertschätzende Haltung des Therapeuten erlaubt dem Klienten seine Aktualisierungstendenz (= die Tendenz, dass jeder Mensch innerlich wachsen und sich konstruktiv entwickeln kann) wahrzunehmen und zuzulassen. Dadurch werden Blockierungen behoben, ein Prozess von Besserung und Heilung von psychischen und psychosomatischen Beschwerden kommt in Gang. Das „wahre Ich“ kann sich herauskristallisieren.
Das Therapieziel besteht darin gemachte Erfahrungen akzeptieren zu können, dieser bewusst zu werden und der Stimulierung der Selbst-Exploration, was bedeutet, dass das Ideal, das der Klient von sich selbst hat, mit der äußeren Realität übereinstimmt. Wenn der Klient im Laufe des Therapieprozesses sich seinen Erfahrungen und Gefühlen ehrlich stellt, sie integriert, ordnet er sich neu und wächst. Der Klient verwirklicht sein Selbst in besserer Übereinstimmung mit der Umwelt (Realität) und erwirbt sich damit umfassendere Handlungsoptionen. Sein Leben wird reicher und freudiger.
Mittlerweile ist die personenzentrierte Gesprächstherapie eine der weitverbreitesten Therapieformen und reicht weit über den therapeutischen Bereich hinaus. Rogers Ansatz ist für alle Menschen geeignet, denen etwas am aufrichtigen und empathischen Gespräch mit dem Gegenüber liegt.
Jeder von uns möchte gesehen, gehört und verstanden werden!
Workshop
Dieser 2,5-tägige Workshop bieten Ihnen die Möglichkeit, die Grundsätze der personenzentrierten Gesprächstherapie und Kommunikation nach Carl R. Rogers kennen zu lernen, zu erfahren und zu üben. Das Seminar richtet sich an Heilpraktiker(-anwärter), psychologische Berater, Pädagogen, Erzieher, Manager, Personalberater und an alle diejenigen, die im beruflichen und privaten Umgang mit Menschen mit dem bewährten und erprobten Kommunikationsmittel der Gesprächsführung nach Carl Rogers erfolgreich sein wollen. Es ist ein Seminar für alle, die noch bewusster ihre Beziehungen und Kommunikation gestalten wollen!
Anbieter
Die Leiterin Emmy Verlaak hat im Jahr 2001 in Stockach eine Psychotherapeutische Praxis eröffnet sowie eine Schule für die Ausbildung von Heilpraktikern für Psychotherapie und psychologischen Beratern gegründet. Sie nennt ihr Unternehmen „Praxis & Schule für Integrative Arbeit mit Menschen“ – PSIAM. PSIAM veranstaltet im Rahmen der Heilpraktikerausbildung Seminare zur Persönlichkeitsentfaltung und zum Kommunikationstraining.
Die PSIAM Akademie ist offiziell als berufsausbildende Schule vom Regierungspräsidium in Freiburg anerkannt und vom Deutschen Dachverband der Heilpraktiker zertifiziert.
Wir bieten eine umfassende Ausbildung in der personenzentrierten Gesprächstherapie nach Carl Rogers an, die über 6 Module oder 10 Module (1 bis 1,5 Jahre) besucht werden kann.
Nach Abschluss erhalten Sie ein Zertifikat der PSIAM Akademie zur der Ausbildung „Personzentrierte Gesprächstherapie nach Carl Rogers“.